|
Neue Gruppe mit großer Bandbreite
Erstes Konzert der Neuburger Formation "JazzArt" - Publikum begeistert
Wer mit dem Begriff "Jazz" vornehmlich
abgehobene, schwer verständliche und überwiegend "Insidern" zugängliche Musik assoziiert, konnte
sich beim ersten öffentlichen Konzert der Neuburger Formation "JazzArt" eines besseren belehren
lassen. Die Spielfreude, Emotionalität und Lockerheit, mit der die sechs Neuburger Musiker ihr
Programm darboten, rissen die Zuhörer von Beginn an mit und erzeugten während des knapp
dreistündigen Auftritts eine Atmosphäre von Spannung, relaxtem Zurücklehnen und Ausgelassenheit
gleichermaßen.
Daß der musikalische Cocktail, der in der
Piano-Bar "Il Gatto" gemixt wurde, so bekömmlich war, lag nicht nur an der trefflich aufgebauten
Auswahl der Stücke, die einen weiten Bogen vom lauschigen Blues ("Blue Trane" von John Coltrane)
über heiße Samba- und Bossa-Rhythmen ("Sudden Samba" von Neil Larson, "St. Thomas" von Sonny
Rollins, "Favela" von Carlos Jobim) bis hin zu fetzigen Funk-Nummern ("Mercy, Mercy, Mercy" von
Josef Zawinul) spannte. Mindestens ebenso wichtig für das Gelingen der musikalischen Rezeptur waren
die Präzision und Präsenz im Zusammenspiel zwischen den Satz- und Solo-Stimmen und der
Rhythmusgruppe.
Variantenreich
Markus Haninger überzeugte an den Saxophonen und
an der Klarinette durch variantenreiche Tongebung (herausragend das Solo bei "Schindler's List",
bei dem man sich in die Klangwelt der jüdischen Kletzmer-Musik versetzt sah) und saubere
Phrasierung. Geradezu ein Akrobatenstück war das Zusammenspiel zwischen Sax und Vibraphon bei
Armando's Rumba, bei dem sich die Instrumente in parallel geführten Linien durch waghalsige
Melodie- und Rhythmus-Passagen jagten.
Souveränität, Professionalität und überschäumende Lust am musikalischen Experiment zeichneten
Bernhard Reitbergers Aktionen am Vibraphon und an den Percussions-Instrumenten aus. Das Spiel von
Josef Voigt an der Gitarre gefiel durch bluesig-erdige Klangfarben, rhythmischen Drive und
einfühlsame Abstimmung auf das Klangbild der Gruppe.
Mit teils fein, teils kräftig gesetzten
Block-Akkorden und transparenten Aufteilungen sorgte Werner Lecheler am Piano für das harmonische
Gerüst, auf dem sich die Solisten sicher bewegen konnten. Den stets zuverlässigen Boden für das
Klanggebäude von "JazzArt" lieferte Reinhard Lecheler am Bass, der dabei überlegen zwischen
gelassenen Walking-Bass-Linien und pointierten Break-Figuren wechselte. Wohltuende Zurückhaltung,
gepaart mit fordernder Triebkraft, kennzeichneten die Art, mit der Gerhard Kiffe das Schlagzeug
bediente.
Diese Voraussetzungen ermöglichten es der Formation, die große Bandbreite der präsentierten
Stilarten authentisch, überzeugend und damit eben mitreißend auszufüllen. Das dergestalt gediente
Publikum geizte nicht mit begeisternden Applaus und war sich am Ende des Abends einig: "JazzArt"
ist ab sofort eine feste Größe im Neuburger Musikleben.
(Neuburger Rundschau 1999/01)
|